Die Idee für das "Jahrhundertprojekt" entstand im Rahmen eines Ideenwettbewerbs der Werner Siemens-Stiftung anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens. Nach einer intensiven Auswahlphase wurde das Forschungszentrum zur nachhaltigen Ressourcennutzung ins Leben gerufen, mit dem klaren Ziel, eine neuartige Kreislaufwirtschaft in der chemischen Industrie zu schaffen. Von insgesamt 123 eingereichten Ideenskizzen wurden sechs Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt, die mit einem Forschungspreis von je 1 Million Schweizer Franken ausgezeichnet wurden.
Nach sorgfältiger Prüfung und Evaluierung der detaillierten Konzepte entschied sich die Werner Siemens-Stiftung im Frühjahr 2023 für das Projekt "catalaix: Katalyse für eine Kreislaufwirtschaft", geleitet von Professorin Regina Palkovits und Professor Jürgen Klankermayer vom Institut für Technische und Makromolekulare Chemie an der RWTH Aachen.
Das Herzstück des Forschungszentrums wird die Katalyse sein, eine Technologie, die chemische Reaktionen steuert und beschleunigt. Das Aachener Team wird sich darauf konzentrieren, durch den gezielten Einsatz neu entwickelter Katalysatoren und Verfahren Produkte aus der chemischen Industrie ganzheitlich zu recyceln. Besonderes Augenmerk gilt dem effizienten Recycling von Kunststoffgemischen, ein Bereich, der enorme Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Das Forschungszentrum wird zunächst den Kunststoffsektor in den Fokus nehmen, da nur etwa neun Prozent aller Kunststoffe derzeit recycelt werden. Durch die Kombination verschiedener Katalyseverfahren, darunter chemische, elektrochemische und mikrobielle, sollen Kunststoffe in wiederverwendbare Ausgangsstoffe umgewandelt werden. Das Aachener Team hat bereits Erfolge in der Demonstration dieser Technologie für verschiedene Kunststoffklassen erzielt.
Ein entscheidender Aspekt des Projekts ist die Entwicklung einer mehrdimensionalen Kreislaufwirtschaft nach dem "Open-Loop-Prinzip". Die molekularen Bausteine, die durch das Recycling entstehen, sollen so flexibel und vielseitig einsetzbar sein, dass sie in verschiedene Wertschöpfungsketten und Materialkreisläufe integriert werden können. Dies verspricht eine flexible und nachhaltige Lösung für den Umgang mit Ressourcen in der chemischen Industrie.
Die Werner Siemens-Stiftung sieht in diesem Forschungszentrum ihr bisher grösstes und finanziell bedeutendstes Vorhaben. "Zum Jubiläum wollten wir ein ganz besonderes Projekt lancieren und damit einen Beitrag leisten zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten", erklärt Dr. Hubert Keiber, Stiftungsrats-Obmann. "Wir sind überzeugt, dass uns das mit dem Projekt 'catalaix' gelingt und das WSS-Forschungszentrum in Aachen ein grosser Erfolg wird."