Ein zentraler Aspekt ist die ESG-Transformation (Environmental, Social, Governance). Bereits seit 2015 sind die Veränderungen absehbar: Die Pariser Klimakonferenz setzte das 1,5-Grad-Ziel, die EU veröffentlichte den "Circular Economy Action Plan", und die UN etablierte die 17 "Sustainable Development Goals". Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle entlang der Wertschöpfungskette anpassen, um von der Nachhaltigkeitswende zu profitieren. Dies erfordert eine kritische Überprüfung der Geschäftsbereiche hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit und eine Ausrichtung auf ESG-Chancen. Geschäftsfelder mit unsicherer Perspektive sollten nüchtern bewertet und gegebenenfalls aufgegeben werden.
In der Marktbearbeitung sind Zielgruppen zu identifizieren, die an nachhaltigen Lösungen interessiert sind. Dies betrifft Anwendungen, bei denen kreislauffähige oder nachwachsende Rohstoffe sowie der CO₂-Fussabdruck entscheidende Kaufkriterien sind. Instrumente des Innovationsmarketings sollten eingesetzt werden, um Pionierkäufer und Early Adopters anzusprechen, die aktuell nach differenzierenden und nachhaltigen Leistungseigenschaften suchen.
Zudem bieten die Megatrends Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz sowie neue Technologien und Werkstoffe Chancen für die Chemie- und Pharmaindustrie. Unternehmen sollten lokale Zukunftsinvestitionen in dynamischen Märkten in Betracht ziehen, die neben Vertrieb auch lokale Produktion und Forschung erfordern. Dies ermöglicht Mehrwerte durch Kundennähe, Innovationen und differenzierende Services, die gegen günstigere lokale Angebote bestehen können.
Eine robuste betriebswirtschaftliche Basis ist unerlässlich. Finanzkraft und gesicherte Liquidität gewährleisten die Handlungsfähigkeit. Eine belastbare Liquiditätsplanung auf Wochenbasis ist essenziell, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Effizienz- und Automatisierungsmassnahmen können mittelfristig die Gemeinkosten reduzieren. Langfristig sollten Überlegungen zur Streichung von Produktlinien oder zur Anpassung der Wertschöpfungstiefe angestellt werden.
Die Management-Agenda 2025 erfordert somit eine ausgewogene Mischung aus Zukunftsorientierung und betriebswirtschaftlicher Stabilität. Untätigkeit ist keine Option, um für kommende Herausforderungen gewappnet zu sein.
Hinweis
Dieser Artikel fasst die Einschätzungen von Dr. Stephan Hundertmark zusammen, der sich kürzlich in einem Beitrag auf CHEManager zu den Trends und Herausforderungen der Chemie- und Pharmaindustrie geäussert hat. Hundertmark ist Partner und Leiter Chemie & Kunststoffe bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P). Mit einem Hintergrund in Maschinenbau, Betriebswirtschaftslehre und einer Promotion im Innovationsmanagement an der Ludwig-Maximilians-Universität München bringt er umfassende Expertise in der strategischen Beratung und Innovationsführung mit.