Die BASF hat dafür jetzt als branchenweiter Vorreiter ein Verfahren erarbeitet, das in eine unverbindliche Normenempfehlung des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) mündete, die VPA 9. Die dafür notwendige Kennzeichnungslösung auf Basis von QR-Codes mit definierten Inhalten hat die BASF in enger Zusammenarbeit mit dem Selbstklebespezialisten Herma definiert. Die Systemlösung umfasst darauf abgestimmte spezielle Haftkleber, Etikettenmaterialien und entsprechende Etikettiertechnik.
Nach Angaben der BASF haben bereits erste Hersteller von Packmitteln begonnen, die Kennzeichnungslösung gemäß VPA 9 umzusetzen. Ein Pilotprojekt für die Abfüllung von Toluoldiisocyanat (TDI) in Ludwigshafen wurde bereits erfolgreich abgeschlossen. Weitere führende deutsche Chemieunternehmen beabsichtigen, ihren Packmittellieferanten dieses Vorgehen in Bälde zu empfehlen.
„Es kann immer wieder vorkommen, dass einzelne Gebinde produktionsseitig Fehler aufweisen“, erläutert Hilar Altenhofer, Teamleiter Packmittelberatung bei der BASF, zum Hintergrund. „In diesem Fall gilt es, sie möglichst schnell zu lokalisieren, um sie aus dem Verkehr zu ziehen.“ Bislang war dazu eine aufwendige manuelle Suche notwendig, schon allein deshalb, weil sich viele Packmittel rein optisch kaum voneinander unterscheiden.
So setzt die BASF weltweit pro Jahr mehrere Millionen Stahlfässer allein in der Standardgröße 216,5 l ein, in den meisten Fällen im Blauton RAL 5010. „Von außen sieht man diesen Fässern nicht an, ob und wie sie innen lackiert sind oder welche Wanddicke sie haben. Dazu musste man sich in der Vergangenheit jedes Fass einzeln vornehmen“, so Altenhofer.
Hohe Zuverlässigkeit entscheidend
Der QR-Code gemäß VPA 9, der auf Basis des GS1-Standards erzeugt wird, enthält nun z.B. die Packmittelnummer, wie sie bei BASF in SAP geführt wird, eine Lieferantennummer, den Produktionsort, die Batch-Nr. des Packmittels sowie eine fortlaufende Serialnummer, so dass tatsächlich jedes einzelne Gebinde identifiziert werden kann. Der aktuell manuell durchgeführte Sicherheitscheck, ob das Packmittel für den vorgesehenen Einsatzweck überhaupt zulässig ist, kann die BASF nun vor dem Abfüllen automatisiert anhand des QR-Codes schneller, einfacher und vor allem weniger Fehleranfällig prüfen.
Nach dem Befüllen wird der QR-Code mit der Auftragsnummer verknüpft und in einer Datenbank hinterlegt. „Weil das ganze System am QR-Code hängt, spielen die hohe Zuverlässigkeit der Kennzeichnungstechnik, die uneingeschränkte Lesbarkeit der Codes und verschiedene Sicherheitsaspekte ganz entscheidende Rollen“, erläutert Alexander Rothmund, der als Packmittelberater bei der BASF das Pilotprojekt leitet. „Auf Direktdruck- und Laserverfahren haben wir deshalb in diesem Fall verzichtet. Stattdessen haben wir gemeinsam mit dem Unternehmen Herma, mit dem wir schon seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, eine Systemlösung auf Basis von Etiketten geschaffen.“
Weil Herma in der Selbstklebetechnik die komplette Know-how-Kette selbst abdeckt – vom Haftmaterial über die Etiketten bis zum Etikettiersystem –, ist das Unternehmen dafür prädestiniert. Eine Herausforderung war es bspw., möglichst universell einsetzbare Etiketten zu bestimmen, die Kriterien wie Seewasserfestigkeit gemäß British Standard Section 2 and 3 erfüllen, eine Heißabfüllung erlauben und perfekt mit den eingesetzten Thermotransferbänder harmonieren. Das Print & Apply-System muss darüber hinaus in der Lage sein, auch eine anspruchsvolle Taktung in der Packmittelproduktion mitzugehen und unterschiedliche Größen zu berücksichtigen.
„Dieses aufeinander abgestimmte System ist sinnvoll, damit nicht jeder Packmittelhersteller damit beginnt, aufwändige eigene Lösungen zu entwickeln, zumal Etikettiertechnik, erst recht in dieser Form, für manche von ihnen Neuland ist“, sagt Rothmund. „Uns war es wichtig, dass Packmittelhersteller sich nun verlässlich auf die Zukunft vorbereiten können. Die Packmittelhersteller, mit denen wir bereits gesprochen haben, schätzen den Gewinn an Transparenz für ihre eigene Produktion. Sie bitten uns zum Teil, ihre eigenen Fertigungsnummern in den QR-Code zu integrieren, damit sie das System für ihre eigenen Zwecke nutzen können.“