Wenn ein Tumor Metastasen bildet, wird es häufig lebensbedrohlich: Solche Ableger sind verantwortlich für mehr als 90 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle weltweit. Metastasen werden durch die sogenannten zirkulierenden Tumorzellen (CTC) gebildet, die den ursprünglichen Tumor verlassen und über den Blutkreislauf zu anderen Organen gelangen, wo sie neue Tumore bilden.
Nicola Aceto, ausserordentlicher Professor für Molekulare Onkologie an der ETH Zürich, hat bei der Erforschung dieser zirkulierenden Tumorzellen gleich mehrere wichtige Entdeckungen gemacht: Er fand heraus, dass Ansammlungen von CTC besonders häufig Metastasen bilden und zum Beispiel bei Prostataoder Brustkrebs entscheidend sind. Daraus leitete der Forscher ab, dass die Ausbreitung von Krebs im Körper verringert werden kann, wenn es gelingt, die CTC-Cluster mit Medikamenten aufzuspalten. Ebenso ist es Aceto gelungen, aus fast allen Krebsarten lebensfähige zirkulierende Zellen zu isolieren.
Diese und weitere seiner Erkenntnisse wurden bereits in klinischen Studien bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Krebs angewendet und dienten als Grundlage zur Entwicklung von Diagnose- und Prognose-Instrumenten.
Neue Therapien gegen Metastasen entwickeln
Aceto und sein Team setzen sich jedoch weiter grosse Ziele: «Der Latsis-Preis ist eine grosse Ehre für meine Forschungsgruppe und mich. Er motiviert uns dazu, unsere Anstrengungen ebenso ehrgeizig wie bisher fortzusetzen, um neue Therapien zur Bekämpfung und Unterdrückung von Metastasen bei Patientinnen und Patienten zu entwickeln.»
Nicola Aceto wurde 1982 in Italien geboren und studierte medizinische und pharmazeutische Biotechnologie an der Università del Piemonte Orientale in Novara. Er promovierte am Friedrich-Miescher-Institut (FMI) in Basel. Nach einem Jahr als Postdoktorand am FMI trat er ein weiteres Postdoktorat an der Harvard Medical School an. Nach mehreren Jahren als Gruppenleiter und SNF-Assistenzprofessor für Onkologie an der Universität Basel, wechselte er Anfang Januar 2021 an die ETH Zürich, wo er seither ausserordentlicher Professor für Molekulare Onkologie am Departement Biologie ist. Nicola Aceto hat in seiner Karriere bereits drei ERC Grants und zahlreiche Preise erhalten.
Verleihung Anfang November in Bern
Für die Auswahl des Preisträgers war der Schweizerische Nationalfonds (SNF) im Auftrag der Latsis-Stiftung zuständig. Die Verleihung durch die Fondation Latsis findet am 4. November 2021 im Berner Rathaus statt. Gleichzeitig wird auch der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist an den Psychologen Thomas Berger von der Universität Bern Überreicht. Übergeben werden die Preise von Bundespräsident Guy Parmelin. Er betont: «Es freut mich ausserordentlich, dass wir zwei herausragende Forscher mit den Schweizer Wissenschaftspreisen 2021 ehren dürfen. Thomas Berger und Nicola Aceto leisten beide mit ihrer Arbeit grosse Verdienste für unsere Gesellschaft und stehen exemplarisch für die Exzellenz des Schweizer Forschungsplatzes.»
Der Schweizer Wissenschaftspreis Latsis
Der Schweizer Wissenschaftspreis Latsis (ehemaliger Nationaler Latsis-Preis) wird seit 1983 jährlich durch den SNF im Auftrag der Fondation Latsis verliehen. Mit dem Preis werden Nachwuchsforschende bis höchstens 40 Jahre an Schweizer Universitäten für herausragende Beiträge geehrt. Der Preis 2021 wird in den Bereichen Biologie und Medizin vergeben.