Wegen der Corona-Pandemie wurde die traditionell schrille Gala in der Nacht zum Freitag bereits zum dritten Mal in Folge als reines Online-Event ausgerichtet. Die zum 32. Mal verliehenen undotierten Spasspreise sollen nach Angaben der Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren».
So erhielten beispielsweise Wissenschaftler aus Brasilien und Kolumbien einen der zehn Preise für die Untersuchung der Frage, ob und wie Verstopfung die Paarungsaussichten von Skorpionen beeinflusst. Der Preis sei eine «grosse Ehre», bedankten sich die Forscher während der vorab aufgezeichneten Veranstaltung - und demonstrierten das Erforschte anhand eines Stofftier-Skorpions.
Forschern aus China, Grossbritannien, der Türkei und den USA wurde die Auszeichnung in der Kategorie «Physik» verliehen - für ihren Versuch zu verstehen, wie junge Enten in Formation schwimmen. Die Entlein surften dabei quasi auf der von ihrer Mutter ausgelösten Welle, erklärten die Wissenschaftler in ihrer Dankesrede. «Ich fühle mich wie eine glückliche Ente», kommentierte einer von ihnen mit Quietsche-Ente im Bild. «Lasst es mich euch allen sagen: Ihr macht nicht wirklich Wissenschaft, wenn ihr nicht Spass dabei habt.»
Der schwedische Forscher Magnus Gens wurde für die Entwicklung eines Elch-Crashtest-Dummys ausgezeichnet. Er sei «ehrlich geehrt und stolz, diesen Preis zu bekommen», sagte Gens. Bei seiner Forschung sei es vor allem darum gegangen, welche Auswirkungen der Zusammenstoss mit einem Elch auf ein Auto haben kann.
Wissenschaftler aus Tschechien, den Niederlanden, Grossbritannien, Schweden und Aruba wurden ausgezeichnet, weil sie Beweise dafür gesucht und gefunden hatten, dass die Herzfrequenzen von frisch verliebten Paaren sich angleichen, wenn sie sich zum ersten Mal treffen und zueinander hingezogen fühlen. «Es gibt auch Forschung, die darauf hinweist, dass verheiratete Paare - in guten wie in schlechten Zeiten - ihre Herzschlagfrequenz synchronisieren», sagte eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. «Die Menschen synchronisieren auf so vielen Ebenen, worüber sie sich nicht bewusst sind, und es beeinflusst die Entscheidungen, die sie treffen.»
Forscher aus Kanada, den USA, Grossbritannien und Australien erhielten einen Preis für die Analyse der Frage, was genau gerichtliche Dokumente so schwer verständlich macht. Dafür hätten sie unter anderem Gerichtsdokumente mit populären Büchern und Umgangssprache verglichen, sagten die Wissenschaftler.
Forscher aus Japan wurden für die Suche nach dem effizientesten Weg ausgezeichnet, wie Menschen ihre Finger einsetzen können, wenn sie einen Knauf drehen. Forscher aus den Niederlanden, Guatemala, den USA und Österreich beschäftigten sich mit «rituellen Darmspülungs-Szenen auf antiken Maya-Tonwaren» - und wurden dafür ebenfalls geehrt.
Forscher aus Polen bekamen einen Preis für den Nachweis, dass Patienten, die sich einer bestimmten Form von Chemotherapie unterziehen, möglicherweise Nebenwirkungen wie Schwellungen am Mund ein wenig lindern können, indem sie Eiscreme lutschen - wo bisher beispielsweise unter anderem Eiswürfel gängige Praxis sind.
Forscher aus Italien - von denen zwei schon einmal einen Ig-Nobelpreis gewonnen hatten -, wurden geehrt für die mathematische Erklärung dafür, warum meist nicht die talentiertesten Menschen, sondern die mit dem meisten Glück Erfolg haben.
Forscher aus China, Ungarn, Kanada, den Niederlanden, Grossbritannien, Italien, Australien, der Schweiz und den USA entwickelten einen ebenfalls ausgezeichneten Algorithmus, der den Verbreitern von Klatsch und Tratsch dabei helfen soll zu entscheiden, wann sie die Wahrheit sagen und wann sie lügen.
Normalerweise verfolgen mehr als 1000 Zuschauer die Gala live vor Ort in einem Theater der Elite-Universität Harvard. Aber auch bei der rund anderthalbstündigen Online-Preisverleihung, die diesmal unter dem Oberthema «Wissen» stand, flogen Papierflieger, es gab Sketche, bizarre Kurz-Opern und noch viel mehr skurrilen Klamauk - beendet von den traditionellen Abschlussworten von Moderator Marc Abrahams, dem Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»