PFAS, «per- und polyfluorierte Alkylverbindungen», gehören zu den besonders stabilen Schadstoffen, die sich kaum abbauen und sich in Organismen anreichern können. Trotz zunehmender Regulierungen gelangen sie weiterhin in die Umwelt – etwa über fluorhaltiges Skiwachs. Empa-Forschende haben im Rahmen einer Maturaarbeit am Engadin Skimarathon im März 2025 erhöhte PFAS-Werte in Schneeproben festgestellt.
Ergebnisse der Probenahme im Engadin
Die Proben wurden unmittelbar nach dem Start aus verschiedenen Fahrspuren sowie zwei Kilometer nach der Startlinie und zusätzlich an einem Referenzpunkt entnommen.
«Wir haben relativ hohe Werte für die typischen PFAS aus Skiwachs gemessen», sagt Markus Zennegg, Leiter des «Analytical Center». «Das sind insbesondere die perfluorierten Carbonsäuren mit einer geradzahligen Kettenlänge von 6 bis 14 Kohlenstoffatomen.»
Die höchsten Werte fanden sich im Startbereich, wo die frisch gewachsten Ski erstmals Kontakt mit dem Schnee hatten. Nach wenigen Kilometern nahmen die Konzentrationen ab, blieben jedoch erhöht. Besonders kritisch ist der direkte Abfluss in den Silsersee, da die Stoffe über die Schneeschmelze ins Gewässer gelangen können. «Direkt über dem Silsersee ist das bedenklich», sagt Empa-Forscher Stefan Reimann aus dem Labor «Luftfremdstoffe / Umwelttechnik».
Verbot an Rennen, aber Nutzung durch Freizeitsport weiterhin hoch
Der Internationale Skiverband FIS verbietet seit der Saison 2023/2024 fluorhaltige Skiwachse bei allen FIS-Rennen. Trotz des Verbots und der Umstellung vieler Hersteller auf fluorfreie Alternativen zeigt die Empa-Stichprobe, dass PFAS durch Freizeitsportler weiterhin verbreitet werden.
«Die Skis der zehn schnellsten Profiläufer am Engadiner Skimarathon wurden alle getestet, und es wurden keine PFAS gefunden», so Reimann. «Offenbar kann man also auch ohne Fluor schnell sein.»
Fehlende Sensibilisierung bei Hobby-Langläufern
Die Forschenden gehen davon aus, dass Hobby-Sportler die wichtigsten PFAS-Quellen darstellen. Alte Wachse, die oft über Jahre genutzt werden, enthalten weiterhin fluorhaltige Bestandteile. «Ein Wachsblock kann für mehrere Jahre reichen», sagt Zennegg. «Und praktisch alle älteren Skiwachse enthalten PFAS.» Er empfiehlt, Altbestände konsequent durch fluorfreie Varianten zu ersetzen. «Es macht einfach keinen Sinn, dermassen stabile Stoffe für ein paar Minuten Vorsprung in die Umwelt gelangen zu lassen», ergänzt Reimann.
Belastung in Böden und potenzielle Auswirkungen auf Nutztiere
Neben Schnee wurden auch Bodenproben entnommen. Sie zeigten ebenfalls deutliche Belastungen. «Bei solchen Konzentrationen besteht bereits die Gefahr, dass sich die PFAS im Fleisch der dort weidenden Rinder anreichern und zu einer Überschreitung der erlaubten Grenzwerte führen», ermahnt Zennegg.
Die Empa erweitert derzeit ihre Analysekapazitäten, um rund dreissig der häufigsten PFAS in Umwelt- und Materialproben bestimmen zu können.
Hintergrund: PFAS als langlebige Schadstoffe
Die Stoffklasse der PFAS umfasst tausende Verbindungen, die durch ihre Stabilität über lange Zeiträume in der Umwelt verbleiben. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind noch nicht abschliessend erforscht, stehen jedoch im Verdacht, unterschiedliche Erkrankungen zu begünstigen.