Die 25 ETH-Spin-offs aus dem letzten Jahr zeigen aufs Neue, wie ETH-Wissen innovative Ansätze für globale Herausforderungen liefert und dabei die Schweizer Wirtschaft ankurbelt. Die meisten Jungfirmen wollen – unter anderem mit digitalen Methoden – die Medizin voranbringen oder den Klimawandel bekämpfen.
Schnelle Bluttests und Knochenplatten aus dem 3D-Drucker
Stark vertreten sind die neuen Spin-offs in der medizinischen Diagnostik. Hemetron beispielsweise hat sich den Bluttests verschrieben, die heute bei der Mehrheit der medizinischen Diagnosen eingesetzt werden. Die Firma hat ein handliches Gerät entwickelt, das schnell und zuverlässig zum Beispiel Herzinfarkte voraussagen oder eine Covid-19-Erkrankung erkennen kann. Unter anderem auf das Pandemievirus zielt auch das Spin-off Diaxxo ab: Es bietet einen zuverlässigen PCR-Test, der das Ergebnis bereits innerhalb von zehn Minuten anzeigt. In einem ganz anderen Bereich der Medizin innoviert CustomSurg. Das ETH-Spin-off setzt auf 3D-gedruckte, massgeschneiderte Knochenplatten, die Knochenbruchpatienten und Chirurginnen gleichermassen das Leben erleichtern.
Andere Spin-offs treten dem Klimawandel mit modernen Methoden entgegen. So hat sich etwa das Spin-off rrreefs dem Bau von künstlichen Korallenriffen verschrieben – das erste «Pilot-Riff» aus dem 3D-Drucker bietet seit einigen Monaten vor einer Karibikinsel ein neues Zuhause für Meeresbewohner. Restor Eco nutzt dagegen die Macht der Daten, um Aufforstungsprojekte voranzutreiben und global zu vernetzen. Die Gründer von SmartBreed haben ihrerseits die Zucht von Futterinsekten automatisiert, um die Tierhaltung ökologisch wie ökonomisch zu verbessern. Vanessa Wood, Vizepräsidentin Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, zeigt sich erfreut: «Um die grossen Herausforderungen der Gegenwart anzupacken, müssen wir Forschungserkenntnisse so schnell wie möglich praktisch anwenden können. Für diesen Wissenstransfer sind ETH-Spin-offs ein wichtiges Instrument.»
Ein Viertel der Firmen von Frauen gegründet
Mit sechs Spin-offs, die von Frauen gegründet wurden, war der Anteil an Gründerinnen im Vergleich zu den Vorjahren auffallend hoch. «Es geht in die richtige Richtung», sagt Vanessa Wood: «Ich freue mich sehr, dass immer mehr Frauen den Schritt ins Unternehmertum wagen. Davon profitiert die gesamte Schweizer Wirtschaft.» Von zwei ETH-Abgängerinnen wurde zum Beispiel DigitSoil gegründet. Ihre Idee eines Bodenqualitäts-Schnelltests entstand im Student Project House, einem offenen Ideenlabor für ETH-Studierende, und wurde dank einem Pioneer Fellowship von der ETH gezielt bei der Umsetzung unterstützt.
Bewährte Spin-offs bewegen Grosses
Während neue Spin-offs Akzente setzen, haben auch die schon länger bestehenden im vergangenen Jahr viel bewegt. Die an der ETH entwickelte Technologie SCION wurde zum Kern eines neuen, sicheren Datennetzwerks für den Schweizer Finanzsektor, welches das ETH-Spin-off Anapaya bereitstellte. Zwei Spin-offs im Bereich der Klimatechnologie konnten weiter expandieren: Synhelion hat in Deutschland eine Testanlage zur industriellen Herstellung von Solartreibstoffen gebaut und Climeworks in Island die bisher grösste Anlage zur Abscheidung von CO2 aus der Luft. Die erfolgreichste Finanzierungsrunde konnte Bright Peak Therapeutics verzeichnen: Die Firma erhielt im Juni für die Weiterentwicklung ihrer neuartigen Immuntherapie über 96 Millionen Franken. Insgesamt konnten ETH-Spin-offs über 390 Millionen Franken Kapital einwerben.