Ein Forschungsteam um Prof. Anne Spang am Biozentrum der Universität Basel hat gezeigt, dass Bestandteile in der Nahrung von Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) eine leichte Stressreaktion auslösen, die im Alter zu besserer Gesundheit führt. Die im Fachjournal Nature Communications veröffentlichten Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zur Rolle der Ernährung für die sogenannte Gesundheitsspanne – die Jahre, die in guter körperlicher Verfassung verbracht werden.
Mit zunehmendem Alter verliert der Körper die Fähigkeit, fehlerhafte Proteine zu beseitigen. Diese verklumpen, bilden Ablagerungen und gelten als Treiber neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.
RNA-Moleküle aktivieren Schutzmechanismen
Die Forschenden fanden heraus, dass Nahrungsbestandteile – insbesondere doppeltsträngige RNA-Moleküle – eine Art Schutzprogramm aktivieren. «Diese Moleküle verhindern, dass sich schädliche Proteinablagerungen bilden, die typischerweise mit dem Altern oder Krankheiten zusammenhängen», erklärt Anne Spang.
Erstautor Emmanouil Kyriakakis ergänzt: «Diese Nahrungs-RNAs werden im Darm aufgenommen und aktivieren Qualitätskontrollmechanismen, die vor zellulärem Stress schützen. Der Stress auf niedrigem Level bereitet den Körper besser darauf vor, mit Proteinschäden umzugehen.»
Autophagie hält Zellen jung
Die RNA-Moleküle aktivieren unter anderem die Autophagie – einen Prozess, der beschädigte Proteine abbaut und recycelt. Dadurch verringert sich die Bildung von Proteinaggregaten, und die Zellen bleiben länger funktionsfähig. «Uns hat überrascht, dass der Darm dabei offenbar mit anderen Organen kommuniziert», sagt Kyriakakis. «Die schützenden Effekte sehen wir nicht nur lokal, sondern im gesamten Organismus, etwa in den Muskeln.»
Die Fadenwürmer, die mit ausgewogener Nahrung gefüttert wurden, blieben im Alter gesünder und beweglicher. «Einzelne Nahrungsbestandteile können den Körper dazu bringen, seine Schutzmechanismen zu aktivieren», fasst Spang zusammen. «Ein wenig Stress ist also gut.»
Perspektiven für die menschliche Gesundheit
Ob bestimmte Nährstoffe beim Menschen ähnliche Effekte auslösen können, ist noch unklar – doch die Ergebnisse zeigen, dass Ernährung die Alterungsprozesse direkt beeinflussen kann. «Gesund altern heisst, die körpereigenen Schutzsysteme rechtzeitig zu aktivieren», so die Forschenden. Ihre Arbeit liefert damit wichtige Impulse für die Longevity-Forschung und die Entwicklung künftiger Ernährungsstrategien zur Vorbeugung altersbedingter Krankheiten.
Literatur
Emmanouil Kyriakakis, Chiara Medde, Danilo Ritz, Geoffrey Fucile, Alexander Schmidt and Anne Spang. Bacterial RNA promotes proteostasis through inter-tissue communication in C. elegans. Nature Communications (2025), doi: 10.1038/s41467-025-63987-x