Biotechnologie und «Biomanufacturing» werden auch in der Schweizer Chemie-, Pharma- und Life-Sciences-Industrie immer wichtiger. Im Gesundheitssektor spielt die Biotechnologie eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von Wirkstoffen und der Entwicklung innovativer Therapien und Impfstoffe. Damit liefert sie effektive Lösungen für individuelle Patientenbedürfnisse und globale Gesundheitsanforderungen. Aber auch bei industriellen Anwendungen in Schweizer Unternehmen hat die Biotechnologie Potenzial, den ökologischen Fussabdruck der Industrie durch die Verringerung von Treibhausgasemissionen und den Verbrauch begrenzter biologischer Ressourcen zu senken.
Biotechnologie bietet Instrumente, um die Effizienz und Nachhaltigkeit in verschiedenen Industriezweigen zu steigern, und trägt somit zu globalen Nachhaltigkeitszielen bei. Von der Produktion von Lebensmittel- und Futtermittelkomponenten über Aromen, Duftstoffe, Feinchemikalien, Kraftstoffe, Kunststoffe und Textilien bis hin zu fortschrittlichen Materialien gewinnen Biotechnologie und «Biomanufacturing» weltweit an Bedeutung. Sie ermöglichen nicht nur eine massgeschneiderte und wettbewerbsfähige Produktion, sondern bieten auch die Chance für nachhaltigere und umweltfreundlichere Produktionsprozesse.
Schweizer Unternehmen leisten durch die Entwicklung innovativer Verfahren und Produkte einen bedeutenden Beitrag zur globalen Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks der Fertigungsindustrie. Ein Beispiel ist HeiQ, ein schweizerisches Innovations- und Fertigungsunternehmen, das 2021 HeiQ AeoniQ vorstellte – eine biobasierte, klimapositive Alternative zu Polyester. HeiQ AeoniQ, ein vielseitiges Zellulose- Filamentgarn, wird durch einen umweltfreundlichen Prozess aus zellulosehaltigen Rohstoffen wie rezyklierten Textilien, organischen Abfällen und Algen hergestellt. Eine aussichtsreiche Weiterentwicklung ist die Verwendung von bakterieller Zellulose als Ausgangsmaterial. Diese kann kostengünstig aus nicht verwerteten Nebenströmen der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie hergestellt werden und ist damit eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Rohstoffen.
Ein weiteres Beispiel stammt von Givaudan. Das führende Unternehmen der Aroma- und Riechstoffindustrie präsentierte 2019 einen biotechnologischen Durchbruch bei der Synthese von Ambrofix, einem biologisch abbaubaren Duftstoff, der verbreitet in Parfüms, Körperpflege- und Reinigungsprodukten eingesetzt wird. Das Verfahren verwendet nachhaltig gewonnenes Zuckerrohr statt limitierte botanische Ressourcen als Rohstoff, reduziert den Landverbrauch damit hundertfach und gilt als das Nachhaltigste und Kohlenstoffeffizienteste auf dem Markt.
Herausforderungen der Nachhaltigkeit in der Aquakultur werden durch Veramaris, ein Joint Venture von dsm-firmenich und Evonik, angegangen. Das 2018 lancierte Unternehmen produziert durch Fermentation von landwirtschaftlicher Biomasse mit einer Mikroalgenart ein Omega- 3-fettsäurereiches Algenöl. Dieses Algenöl kann Fischöl in der Aquakultur vollständig ersetzen und trägt dazu bei, den Bedarf an wild gefangenem Fisch als Fischfutter zu reduzieren. Das schützt die marine Lebensvielfalt.
In der Schweiz sind die Anreize für Bioproduktion im Vergleich zu vielen anderen industrialisierten Ländern noch wenig entwickelt. Das Fehlen einer dedizierten Bioökonomie-Strategie und begrenztes öffentliches Bewusstsein für das Potenzial stellen Herausforderungen dar.
Trotzdem bieten exzellente Forschungseinrichtungen, die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie sowie die gute nationale und internationale Vernetzung in der Schweiz eine solide Grundlage für ein florierendes industrielles Biotechnologie-Ökosystem. Eine verstärkte politische Unterstützung für innovative Technologien und Bioproduktion könnte zur weiteren Nachhaltigkeit der Branche, sowohl in der Schweiz als auch global, beitragen.
IFAS
Fachmesse für den Gesundheitsmarkt
Datum: 22.-24. Oktober 2024
Ort: Zürich (CH)