Schweizer Unternehmen stehen unter Druck: Geopolitische Spannungen, protektionistische Massnahmen und steuerliche Reformen belasten die strategische Planung. Laut einer aktuellen Analyse von EY haben 70 Prozent der befragten Firmen Investitionen aufgrund von geo- und handelspolitischen Unsicherheiten gestoppt oder verschoben.
Besonders ins Gewicht fallen die jüngsten US-Zölle von bis zu 39 Prozent auf Schweizer Exporte. «Die Zölle aus Washington sind nur ein Beispiel dafür, wie geopolitische Spannungen unmittelbar in die strategische Realität von Schweizer Unternehmen eingreifen», sagt Daniel Gentsch, Verwaltungsratspräsident von EY Schweiz. «Gerade in einem stark vernetzten Marktumfeld ist es entscheidend, resiliente Strukturen zu schaffen, Szenarien zu entwickeln und strategische Optionen flexibel auf sich verändernde geopolitische Rahmenbedingungen auszurichten.»
Auswirkungen auf Transaktionen
Auch im M&A-Bereich hinterlassen die geopolitischen Unsicherheiten Spuren. Knapp die Hälfte der Schweizer Unternehmen (46 Prozent) plant in den kommenden zwölf Monaten eine Fusion oder Übernahme. Allerdings fliessen regulatorische Vorgaben, Bewertungsunsicherheiten und mögliche Zollbelastungen zunehmend in die Entscheidungsprozesse ein – insbesondere bei Transaktionen mit US-Bezug.
Schweiz bleibt Investitionsstandort
Trotz der Herausforderungen bleibt die Schweiz attraktiv für internationale Investoren. 2024 stieg die Zahl der angekündigten Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen um fast 25 Prozent, aus den USA sogar um 69 Prozent. Gründe sind Standortvorteile wie Rechtssicherheit, Innovationskraft und wirtschaftliche Freiheit.
Empfehlungen für Unternehmen
EY rät Unternehmen, geopolitische Risiken systematisch in die strategische Planung einzubeziehen, flexible Strukturen aufzubauen und den Dialog mit Politik und Verwaltung zu intensivieren. «Die Schweiz muss ihre bewährten Standortvorteile, wie das liberale und verlässliche Rechtssystem, wirtschaftliche Freiheit und den Schutz geistigen Eigentums, gezielt ausbauen», so Gentsch. «Ein überhasteter Ausstieg aus internationalen Regelwerken oder reflexartige Gegenmassnahmen würden langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen.»