Das Europäische Patentamt hat der französischen Wissenschaftlerin Claude Grison den Europäischen Erfinderpreis 2022 in der Kategorie "Forschung" verliehen. Die Universitätsprofessorin und Forschungsdirektorin am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) hat eine Methode entwickelt, um Metallelemente aus verschmutzten Böden mit Hilfe von Pflanzen zu extrahieren und diese Elemente dann als "Ökokatalysatoren" zur Herstellung neuer Moleküle zu verwenden.
Die Methode von Grison trägt zur Dekontaminierung von Böden bei und bietet eine neue Quelle für Katalysatoren, die zur Herstellung von biologisch abbaubaren Kunststoffen verwendet werden können. Doch auch bei Antimitotika (für die Krebsbehandlung), verkappter DNA und RNA, Kosmetika und wichtigen Zwischenprodukten für die Feinchemie können die Ökokatalysatoren angewendet werden.
„Mit unserem Preis werden Erfinder ausgezeichnet, die komplett neu denken. Durch die Verknüpfung von Botanik und Chemie hat Claude Grison einen aussergewöhnlichen Weg gefunden, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen. Zum einen könnte ihre Lösung der chemischen Industrie helfen, ihre Umweltbelastungen zu verringern. Zum anderen hat sie eine neue und von unterschiedlichen Industriebranchen hoch geschätzte Rohstoffquelle erschlossen", sagt EPA-Präsident António Campinos.
Grison wurde bei der Verleihung des Europäischen Erfinderpreises 2022 geehrt, einer hybriden Veranstaltung, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wurde. Der Preis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas und wird jährlich an herausragende Erfinder aus Europa und darüber hinaus verliehen, die einen aussergewöhnlichen Beitrag zur Gesellschaft, zum technischen Fortschritt und zum Wirtschaftswachstum geleistet haben.
Von Botanik bis hin zu Chemie
Am Anfang von Grisons Erfindung stand die Frage eines ihrer Studenten, ob metallanreichernde Pflanzen zur Sanierung alter Bergbaustandorte verwendet werden könnten. Sie erkannte, dass sie, sollte es ihr gelingen das in den Pflanzen enthaltene Metall zu ernten, eine neue Quelle für Materialien wie Zink und Nickel gefunden hätte. Diese können darüber hinaus zur Herstellung von Katalysatoren für die chemische Industrie verwendet werden. Nur wenige in der wissenschaftlichen Gemeinschaft glaubten an diese Möglichkeit, doch Grison liess sich nicht beirren.
Im Jahr 2011 meldete sie ein europäisches Patent für ihre Methode zur Extraktion von Metallen zur Herstellung von Katalysatoren an, was ihr die Vermarktung ihrer Arbeit ermöglichte. Grison und ihr Team nutzen nun diese "Ökokatalysatoren" zur Herstellung neuartiger Moleküle für die Chemie-, Pharma- und Kosmetikindustrie. Bislang hat das Team 5000 solcher Biomoleküle synthetisiert, die es nun zu vermarkten beginnt, ebenso wie ein Mückenschutzmittel mit Inhaltsstoffen, die durch Ökokatalyse hergestellt wurden.
Obwohl Forscherin, sagt Grison, spornen sie die potentiellen Auswirkungen ihrer Arbeit an: „Ich möchte nicht nur eine Forscherin sein, sondern eine Bürgerforscherin. Ich möchte, dass meine Forschung nützlich ist und sie sich auf die Gesellschaft überträgt, damit sie am Ende, wenn vielleicht auch nur im Kleinen, zur Lösung eines grossen Problems beiträgt."