Die Desinfektion eines Zahnkanals bei der Entfernung der infizierten Pulpa ist ein komplexer Vorgang und eine heikle Phase für den Zahnarzt. Dabei stossen die nach dem Vorbild von Injektionskanülen entwickelten Metallkanülen an die Grenzen ihrer Flexibilität und Wirksamkeit. Dennoch fand der Ende 2011 vom Forschungsund Entwicklungsteam von Produits Dentaires konzipierte Entwurf einer völlig neu gestalteten Kanüle weder bei den damals angesprochenen Technikern noch bei den Spritzgiessern wirklich Zustimmung. Doch man wollte die auf dem Papier entstandene Idee weiterführen und das damalige F&E-Team, das von Haus aus eine gewisse Vorliebe hatte, angetroffene Grenzen zu überwinden, gewann genügend Abstand, um neue Wege zu finden und dort nach Lösungen zu suchen, wo Mikropräzisionsteile das tägliche Spielfeld einiger Schweizer Akteure sind.
Umsetzung dank Synergien und Innovationsförderung
Die Kräfte der mit am Tisch sitzenden Spezialisten durch inspirierende Kommunikation zu bündeln, war der erste Schritt zum Erfolg dieses Projekts. Dann kam es zur Entwicklung einer Produktvision durch die Zusammenarbeit von Ärzten aus der Praxis, Mikrobearbeitungsspezialisten, Materialexperten, Formdesignern und Spritzgussexperten, die diese Idee als richtig erkannten. Der Einsatz ihres jeweiligen Know-hows für ein gemeinsames Ziel trug wesentlich dazu bei, dass die Idee schliesslich umgesetzt werden konnte.
Produits Dentaires fand dank der Innovationsförderung von Innosuisse und der Unterstützung durch die Haute École Arc Ingénierie in Saint-Imier ideale Voraussetzungen, um die weiteren Schritte im Projekt zu gehen. Die erste Form, die eine Kanüle mit seitlichen Löchern von wenigen Zehntelmillimetern hervorbringen kann, entstand bereits 2014. Ausgehend von diesem Machbarkeitsnachweis begann dann die Strukturierung der industriellen Umsetzung. Angesichts des Technologietransfers war die Einbindung eines Kunststoffverarbeiters, der bereit war, Zeit und Geld in den Aufbau einer ersten Produktionslinie zu investieren, die Millionen von Teilen spritzen kann, eine Herausforderung. So wurde die Schaffung eines eigenen Produktionsbereichs, der sich auf dieses erste Projekt konzentrieren und gleichzeitig Kapazitäten hat, später ähnliche Projekte aus der Welt der Medizinprodukte umzusetzen, für das Unternehmen Produits Dentaires zu einer offensichtlichen Notwendigkeit.
Von der Vision zum Produkt
Die Projektbeteiligten stellten sich ein Fertigungszentrum vor, dass die Kunden mit einer Produktionsumgebung unterstützen kann, die flexibel genug ist, um in kontrollierter Atmosphäre zu produzieren, und das gleichzeitig so konfiguriert ist, dass kleine, mittlere und grosse Mengen von Spritzgussteilen effizient integriert werden können.
Fündig wurde man im Universitätsnetz der Westschweiz mit seinen zahlreichen Innovationszentren, in denen sich junge Medtech-Start-ups und etablierte Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial zusammenfinden.
Cemiplast, ein Kleinstunternehmen, das zunächst in den Räumlichkeiten der Partner-Fachhochschule untergebracht war, begann dann im neuen Technologiepark III in Saint-Imier im Herzen des Schweizer Juras seinen Betrieb aufzunehmen. Die erste fertige Produktionslinie, die IrriFlex, ist das perfekte Fallbeispiel für die Entwicklung eines pragmatischen Qualitätssystems, das die Anforderungen der ISO 13485 erfüllt und gleichzeitig ein einfaches strukturelles Werkzeug für den betrieblichen Alltag ist. Die Expertise im Bereich der Vermarktung von Medizinprodukten aus der 75-jährigen Erfahrung von Produits Dentaires SA war ein klarer Pluspunkt bei der Integration des Qualitätssystems und der adaptiven ISO 7-klassifizierten Produktionsumgebung von Cemiplast. Der Technologietransfer der IrriFlex-Spülkanüle rückte nun in greifbare Nähe, und alle Voraussetzungen waren vorhanden, um von der Idee zum Produkt zu gelangen und die Quintessenz aus 7 Jahren Entwicklungsarbeit zu extrahieren. Im Jahr 2023 hat IrriFlex die Marke von 5 Millionen produzierten Teilen überschritten und wird weltweit vertrieben.
Die Früchte der Arbeit
Der Einsatz hat sich ausgezahlt, denn die Kanüle findet heute viele Nachahmer. Die kombinierte Kapazität der Regulierungs- und F&E-Abteilungen von Cemiplast und Produits Dentaires versetzt Cemiplast in die Lage, neue Ideen sowohl bei der Optimierung der Wahl des Teiledesigns als auch bei industriellen Lösungen zu begleiten, einschliesslich einer regulatorischen Strategie zur Validierung der Verfahren. Dieser ganzheitliche Ansatz wird nicht nur von unseren Kunden geschätzt, sondern steigert auch die Motivation der intern beteiligten Kompetenzzentren um ein Vielfaches.
Weitere Informationen unter www.cemiplast.ch