Über den Onlinehandel kann fast alles bequem an die Haustür bestellt werden. Chemikalienbelastungen könnten unbemerkt mitreisen.

Chemische Risiken in Fast Moving Consumer Goods

Publiziert

Chemikalien in Konsumgütern sind ein oft unterschätztes Risiko – von Schadstoffausdünstungen über gesundheitsschädliche Zusatzstoffe bis hin zu rechtlichen Grauzonen beim Import. Eine Expertenrunde beleuchtete die Problematik aus wissenschaftlicher, regulatorischer und praktischer Sicht.

Am 29. November 2024 lud das Fraunhofer Leistungszentrum Sichere Intelligente Systeme (LZSiS) zu einer hochkarätigen Expertenrunde ein. Unter dem Titel «Chemikalien in Fast Moving Consumer Goods» wurden die Risiken chemikalienbelasteter Konsumgüter im Kontext des internationalen Handels und der zunehmend digitalen Einkaufswelt beleuchtet. Der Online-Dialog bot Fachleuten und Interessierten die Gelegenheit, Einblicke in aktuelle Entwicklungen zu gewinnen und über innovative Lösungsansätze zu diskutieren.

Die Veranstaltung wurde von Dr. Susann Vierbauch moderiert, wissenschaftliche Referentin der Institutsleitung am Fraunhofer IVV. Sie führte durch eine facettenreiche Diskussion mit renommierten Experten aus Wissenschaft, Verbraucherschutz und Industrie.

Die Herausforderungen chemikalienbelasteter Konsumgüter

Die Diskussion beleuchtete die vielschichtigen Herausforderungen, die durch Chemikalien in Konsumgütern entstehen. Thematisch reichte das Spektrum von den gesundheitlichen Risiken für Verbraucher und Mitarbeitende über rechtliche Vorgaben bis hin zu Problemen entlang der Lieferkette. Besonderes Augenmerk lag auf:

❱ Nachweismethoden und Analytik: Während moderne Technologien wie GC-MS-Screening oder Prüfkammerverfahren präzisere Ergebnisse liefern können, sind diese Methoden oft teuer und nicht flächendeckend verfügbar. Insbesondere kleinere Händler stehen vor Herausforderungen.
❱ Emissionen und Innenraumluftbelastungen: Schadstoffe wie Formaldehyd oder flüchtige organische Verbindungen (VOCs) können über längere Zeiträume ausdampfen und gesundheitliche Folgen verursachen.
❱ Onlinehandel: Der internationale Warenfluss, insbesondere aus Ländern mit niedrigeren Sicherheitsstandards, erschwert die Kontrolle von Produkten. Verbrauchern ist oft nicht bewusst, dass sie durch Onlinekäufe selbst in die Rolle des Importeurs geraten.
❱ Arbeitsschutz: Mitarbeitende, die regelmässig mit belasteten Waren in Kontakt kommen, benötigen besonderen Schutz. Dies betrifft sowohl Arbeitsplätze im Handel als auch die Logistik.

Einblicke aus der Expertenrunde

Prof. Dr. Andrea Büttner, Institutsleiterin am Fraunhofer IVV, eröffnete die Veranstaltung mit einem einführenden Überblick. Sie hob hervor, dass sowohl «Safety» (Produktsicherheit) als auch «Security» (Schutz vor Gefahren) entlang der gesamten Lieferkette gewährleistet sein müssen.

Markus Jahns (TÜV SÜD) erläuterte die Prüfmethoden für Konsumgüter. Während früher Geruchsprüfungen oft ausreichten, sind heute chemische Belastungen oft nicht mehr direkt wahrnehmbar. Dies führt zu komplexeren und teureren Testverfahren, die für kleinere Unternehmen schwer umzusetzen sind.

Dr. Kerstin Effers (Verbraucherzentrale NRW) verdeutlichte die Herausforderungen des Onlinehandels. Produkte, die vermeintlich aus Deutschland stammen, kommen oft aus Ländern wie China und enthalten gefährliche Stoffe, die in zu hohen Konzentrationen zu Gesundheitsschäden führen können. Der Zoll ist aufgrund des hohen Warenvolumens häufig überfordert, was zu unzureichenden Kontrollen führt.

Dr. Alexander Roloff (BfR) ergänzte, dass viele Verbraucher nicht wissen, dass sie mit Käufen bei Plattformen für Direktimporte aus Drittstaaten, wie «TEMU», selbst zu Importeuren und damit auch rechtlich verantwortlich werden. Zudem erläuterte er die Gefahren karzinogener Substanzen, die sich erst in Verbindung mit körpereigenen Stoffen entwickeln.

Probleme entlang der Lieferkette

Die Experten betonten, dass die globale Lieferkette oft eine Ursache für chemische Belastungen ist. Dr. Christian Scherer (Fraunhofer IBP) stellte fest, dass Produktionsverlagerungen in andere Länder dazu geführt haben, dass dort häufig keine Sensibilisierung für chemische Risiken besteht. Dies erschwert die Einhaltung von Standards.

Ein weiteres Problem ist die unzureichende Regulierung bestimmter Stoffe. Zwar gibt es mit REACH ein umfassendes Regelwerk für Chemikalien, jedoch fehlen spezifische Normen für viele bedenkliche Substanzen. Laut Markus Jahns befinden sich Standardisierungen für neue Prüfverfahren noch im Anfangsstadium.

Dr. Tilman Sauerwald (Fraunhofer IVV) erläuterte, wie die Entwicklung effizienterer Prüfverfahren vorangetrieben wird. Automatisierte Screeningverfahren könnten zukünftig helfen, belastete Produkte schneller zu identifizieren. Allerdings sind diese Methoden teuer, und es fehlt an validierten Standards.

Arbeitsschutz und Verbraucherschutz

Ein zentrales Thema der Diskussion war der Schutz von Verbrauchern und Mitarbeitenden. Dr. Susann Vierbauch stellte die Frage, wie der Arbeitsschutz bei chemikalienbelasteten Produkten verbessert werden kann. Markus Jahns betonte, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, Messungen am Arbeitsplatz durchzuführen und geeignete Schutzmassnahmen bereitzustellen.

Für den Verbraucherschutz sind sowohl die Hersteller als auch die Händler in der Pflicht. Ansgar Wennemer (TÜV) wies darauf hin, dass grosse Einzelhändler oft strengere Prüfverfahren einsetzen als kleinere Unternehmen. Dies führt zu einer heterogenen Produktsicherheit im Markt.

Fazit und Ausblick

Die Expertenrunde machte deutlich, dass es weiterhin grossen Handlungsbedarf gibt. Eine stärkere Harmonisierung von Prüfverfahren, die Entwicklung kostengünstiger Methoden und die Sensibilisierung von Verbrauchern und Händlern sind entscheidend, um die Sicherheit von Konsumgütern zu verbessern.

Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke und regte zum Austausch über nachhaltige Lösungsansätze an. Für alle, die nicht teilnehmen konnten, steht das Veranstaltungsvideo online zur Verfügung.

Die Schweizer Perspektive

Auch in der Schweiz werden chemikalienbelastete Konsumgüter im Onlinehandel zunehmend zum Thema. Gemäss dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) gelten Konsumenten, die Waren über Online-Direktvertriebsplattformen wie «TEMU» oder «Wish» bestellen, rechtlich als Importeure, wenn die Produkte die Einfuhrbestimmungen nicht erfüllen. Während einige Regelwerke wie das Lebensmittelgesetz den privaten Gebrauch ausnehmen, haften Konsumenten in anderen Bereichen – etwa beim Waffenrecht – ab dem Zeitpunkt der Bestellung. Stellt das BAZG Verstösse fest, werden die Waren sichergestellt und die zuständigen Behörden informiert, die über rechtliche Schritte entscheiden.

Ein relevanter Punkt bleibt die Chemikalienbelastung von Produkten. Das BAZG selbst hat nach Lebensmittelrecht keine Vollzugsaufgaben bei der Einfuhr von Gebrauchsgegenständen für die private häusliche Verwendung. Gewerbliche Einfuhren hingegen werden in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und kantonalen Laboren risikobasiert kontrolliert. In Verdachtsfällen zieht das BAZG Labore für Untersuchungen hinzu. Schwerpunktaktionen, die durch Laboranalysen gestützt werden, sind in erster Linie für gewerbliche Warenströme relevant.

Die grosse Menge an Paketen aus China stellt jedoch auch den Schweizer Zoll vor Herausforderungen. Wie das BAZG bestätigt, sind neben der Bewältigung der stark angewachsenen Menge die unklare Warenbezeichnung und die Schnelllebigkeit des Sortiments zentrale Probleme. Während der Tage um den Black Friday und der Adventszeit treffen auch in der Schweiz deutlich erhöhte Paketmengen ein. Besonders häufig sichergestellt werden illegale Waffen, Medikamente und gefälschte Markenartikel. Chemikalienbelastungen hingegen spielen im privaten Bereich bisher eine untergeordnete Rolle, wobei – wie oben erwähnt – gewerbliche Warenströme stärker überwacht werden.

Fazit

Während Konsumenten in der Schweiz rechtlich für ihre Onlinekäufe verantwortlich sein können, sorgt die Zusammenarbeit des BAZG mit Laboren und Behörden für eine gezielte Überprüfung risikobehafteter Waren. Dennoch bleibt es entscheidend, Konsumenten stärker für ihre Rolle als Importeure und die potenziellen Risiken chemikalienbelasteter Produkte zu sensibilisieren.

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Bezugsquellenverzeichnis