Dr. René P. Buholzer ist CEO von interpharma, dem Verband der forschenden Pharmaindustrie der Schweiz.

Dr. René P. Buholzer ist CEO von interpharma, dem Verband der forschenden Pharmaindustrie der Schweiz.

In der Krise ist es zu spät, um Weichen zu stellen

Publiziert

Der Interpharma CEO René Buholzer bewertet die Coronakrise aus Sicht der forschenden Pharmaindustrie und erläutert, wo er konkreten Handlungsbedarf sieht.

Die Covid-19-Pandemie stellt eine nie dagewesene Herausforderung für die Welt dar. Bis eine Rückkehr zur Normalität möglich und diese Krise bewältigt ist, müssen noch zahlreiche Hürden überwunden werden. Dabei wird immer klarer, dass vieles, was für den Fall einer möglichen und unerwarteten Pandemie vorbereitet wurde, sich als unzureichend erwiesen hat. Eindrücklich zeigt sich, dass die richtigen Weichenstellungen im Vorfeld entscheidend sind, um diese weltumspannende Krise in den Griff zu bekommen. Bei diesen Weichenstellungen geht es nicht primär um spezifische Vorbereitungen, sondern vielmehr um die richtigen Rahmenbedingungen in den richtigen Bereichen. Im Zuge der Aufarbeitung der Krise bietet sich nun allen Beteiligten die einmalige Chance, ein nachhaltiges, widerstands- und zukunftsfähiges Gesundheitssystem aufzubauen.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Zentral bei der Bewältigung dieser Krise ist die koordinierte Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen, nationalen und internationalen Behörden, Universitäten, und philanthropischen Organisationen. Gegenwärtig findet eine nie dagewesene Kollaboration zwischen all diesen Akteuren statt. Nur so kann eine effiziente Verteilung der verschiedenen und nötigen Ressourcen erreicht werden. Dieser unkomplizierte Austausch von verschiedenen Allianzen und Akteuren in übergreifenden Projekten muss auch in Zukunft sichergestellt und weiter ausgebaut werden. Dazu braucht es Offenheit, Transparenz, digitale Vernetzung und etablierte Netzwerke, bei denen Qualität und Patientennutzen im Zentrum stehen. Die Diskussion im Gesundheitswesen darf künftig nicht mehr mit einem starren Fokus auf die Kosten in den einzelnen Silos, sondern muss verstärkt über Wettbewerb von Qualität und Innovation geführt werden.
Dabei spielt der konsequente Schutz des geistigen Eigentums eine wichtige Rolle. Erst wenn dieser Schutz gewährleistet ist, werden erstens die nötigen Ressourcen und Bedingungen bereitgestellt, um Innovation zu ermöglichen. Zweitens erlaubt dieser Schutz die nötige branchenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen, Universitäten, Behörden und anderen Partnern.

Nur Innovation ermöglicht Rückkehr zur Normalität
Wie wichtig diese Zusammenarbeit ist, zeigt sich insbesondere bei der zügigen Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes – dem grössten Hoffnungsträger für eine baldige Rückkehr in die Normalität. Die Sicherheit und Gesundheit der Menschen ist und bleibt dabei aber das höchste Ziel der Pharmaunternehmen. Wie schnell mit Impfkampagnen begonnen werden kann, hängt dabei auch davon ab, wie schnell wie viel Impfstoff produziert werden kann. Für grosse Impfkampagnen ist es deshalb nicht entscheidend, welcher Impfstoff zuerst die Zulassung erhält, sondern dass möglichst viele Impfstoffe die Zulassung erreichen. So können verschiedene Impfstoffe unter Nutzung vieler Produktionsanlagen hergestellt werden. Auch hier ist die Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg und damit zu einer möglichst zeitnahen Rückkehr zur Normalität.
Neben dem Impfstoff ist auch die Diagnostik zentral für eine erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie. Die Bedeutung leistungsstarker und leistungsfähiger Tests des neuartigen Coronavirus ist nicht zu unterschätzen: Mit Teststrategien lassen sich Infektionsherde genau erkennen und sicherstellen, dass die «richtigen» Massnahmen die «richtigen» Personen erreichen. Insbesondere die Antikörpertests erlauben (zumindest befristet) immunisierte Personen zu identifizieren.
Die forschende pharmazeutische Industrie leistet weltweit einen beispiellosen Beitrag zur Krisenbewältigung, sei es in der Sicherstellung der Versorgung mit Diagnostika oder in der Forschung und Entwicklung sicherer und wirksamer Impfstoffe. Es erstaunt demnach kaum, dass die ganze Welt seit Ausbruch der Pandemie gebannt auf die Innovationsleistungen aus der Pharmabranche hofft.

Starker Forschungs- und Entwicklungsstandort als Fundament
Für eine solche Innovationsleistung sind neben dem bereits erwähnten Schutz des geistigen Eigentums auch der Zugang zu Talenten und qualitativ hochstehenden Gesundheitsdaten wichtige Faktoren. Dieses innovationsfreundliche Klima muss bereits vor der Krise geschaffen werden. Denn klar ist: Die kostenintensive Forschungsinfrastruktur, die es den Unternehmen in der Schweiz ermöglicht, in Gesundheitskrisen schnell und effizient zu handeln und Kapazitäten auszubauen, kann nicht erst im Krisenfall auf- und ausgebaut werden. Entsprechend ist es von Bedeutung, dass die Schweiz auch in der normalen Lage als Forschungsstandort für die Pharmaindustrie attraktiv bleibt. Dies unterstreicht die wesentlichste Lehre aus der Pandemie: Einen starken Forschungs- und Entwicklungsstandort, der auf dem Schutz des geistigen Eigentums und einer starken Industrie beruht, ist der beste Garant, um Krisen bewältigen zu können, und darauf muss die Schweiz setzen. In diesem Zusammenhang ist zentral, dass neue, innovative Arzneimittel schnell zugelassen werden und auf dem Markt verfügbar sind, sprich, dass sie auch rasch vergütet werden. So wird die Innovationskraft der Schweiz unterstrichen. Attraktive Rahmenbedingungen für die forschende Pharmaindustrie in normalen Zeiten sind daher eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung von Krisen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen weiter stärken
Eindrücklich hat die Pandemie zudem die Abhängigkeit der Schweiz von offenen Grenzen gezeigt. Unser Land ist darauf angewiesen, dass Forschende und Arbeitskräfte in alle Richtungen, einfach und unkompliziert jeden Tag die Grenze überschreiten können. Ist dies nicht mehr gewährleistet, ist die hiesige Produktion akut gefährdet. Eine solche Gefährdung bedroht auch direkt die Arbeitsplätze von Schweizerinnen und Schweizern.
Doch offene Grenzen sind nicht nur für Forschende und Produktionsmitarbeitende notwendig, sondern auch für Waren: Die Pharmaindustrie ist eine Exportindustrie und ist für 41 Prozent aller Schweizer Exporte verantwortlich. Diese bringen 88,3 Milliarden Franken ein – verglichen mit der Grösse des Inlandmarktes von 3,8 Milliarden Franken ist diese Zahl enorm gross und zeigt, wie wichtig die Exporttätigkeit der Pharmaunternehmen für den Schweizer Produktionsstandort ist. Die Sicherung und Ausweitung des Zugangs zu den globalen Exportmärkten, einschliesslich der Sicherung der Beziehungen zur EU, ist daher von zentraler Bedeutung. Ebenso wertvoll sind die politische Stabilität und Rechtssicherheit. Der unbürokratische Zugang zu den besten Köpfen und ein attraktives steuerliches Umfeld müssen langfristig gewährleistet sein. Dank dieser günstigen Bedingungen halten zahlreiche internationale Pharmaunternehmen trotz des kleinen Marktes beträchtliche Produktionskapazitäten in der Schweiz aufrecht.

Nachholbedarf bei der Versorgungssicherheit
Gute Rahmenbedingungen sind letztlich auch für die Versorgungssicherheit zentral. Ein starker Forschungs- und Entwicklungs- sowie Produktionsstandort ist der beste Weg, die Versorgungssicherheit von Medikamenten zu gewährleisten. Gerade in der ersten Welle der Pandemie hat sich jedoch gezeigt, dass bei bestimmten Medikamenten eine stark erhöhte Nachfrage bestand. Bei gewissen rezeptfreien Medikamenten wie Schmerzmitteln musste der Bundesrat im Frühling direkt eingreifen und die Abgabe rationieren, was in einer breiten Bevölkerung grosse Verunsicherung ausgelöst hat. Die Coronapandemie hat somit die Bedeutung von globalisierten Lieferketten verdeutlicht. Auf der Seite der patentgeschützten Medikamente kam es, trotz der gesteigerten Nachfrage, zu keinen Engpässen – die Versorgung mit patentgeschützten Arzneimitteln war in der Schweiz zu jeder Zeit sichergestellt. Das Versorgungssystem für patentgeschützte Medikamente hat sich als stabil und krisenresistent erwiesen. Der Grund hierfür ist, dass die forschenden pharmazeutischen Unternehmen bestrebt sind, eine Mehrfachversorgung mit Rohstoffen, Präparaten und Fertigprodukten nach geografischer Herkunft und Lieferanten sicherzustellen. Dies zahlte sich nun aus. Komplexe globale Lieferketten konnten auch in der Krise aufrechterhalten werden. Für andere Segmente des Arzneimittelmarktes gibt es jedoch Handlungsbedarf in vier Bereichen:

  • Mehr Transparenz und erhöhte Anforderungen an die Lagerhaltung entlang der Lieferkette.
  • Überprüfung der Pflichtlagerhaltung und ihrer Finanzierung.
  • Aussenwirtschaftspolitik zur Sicherung offener Grenzen und zur Aufrechterhaltung des grenzüberschreitenden Handels im Krisenfall.
  • Zugangs- und Vergütungsregeln, welche Kosten, Qualität und Versorgungssicherheit besser ausbalancieren.

Diese Punkte müssen in den kommenden Monaten diskutiert und Lösungen erarbeitet werden. Gefordert sind hier alle Akteure. Denn was diese Pandemie eindrücklich zeigt: Die Weichen für eine gute Krisenbewältigung müssen bereits Jahre vorher gestellt werden. Nachher ist es zu spät.

 

Dr. René P. Buholzer ist CEO von interpharma, dem Verband der forschenden Pharmaindustrie der Schweiz.

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Bezugsquellenverzeichnis