Im Fokus der aktuellen Forschung steht das EGFR-Gen, das mit verschiedenen Krebsarten wie Lungen-, Hirn- und Brustkrebs in Verbindung gebracht wird. Die Forschenden schufen über 50.000 Zellvarianten, um herauszufinden, welche Mutationen das Wachstum von Krebszellen fördern, Resistenzen gegen Medikamente auslösen oder umgekehrt auf eine Therapie ansprechen.
Randall Platt, Professor am Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel, erklärt: „Mit der Kombination von Base Editing und Prime Editing konnten wir die Grenzen bisheriger Methoden überwinden und eine umfassende Analyse durchführen.“ Während Base Editing einfach und präzise spezifische Änderungen an der DNA vornimmt, ergänzt Prime Editing durch grössere Flexibilität bei komplexen Mutationen.
Neue Erkenntnisse für die Krebsmedizin
Mit der Methode konnten die Forschenden zehn bisher unklare Genvarianten des EGFR-Gens entschlüsseln, darunter sechs völlig neue Mutationen, die eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen könnten. Zudem entdeckten sie einen bislang unbekannten Mechanismus, wie Mutationen im EGFR-Gen Krebs auslösen können.
Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll, da Onkolog:innen zunehmend auf die Analyse des Tumorerbguts setzen, um individuell abgestimmte Therapien zu entwickeln. Die neue Methode liefert wichtige Informationen zu „Varianten von unklarer Signifikanz“, die in Patient:innenproben häufig vorkommen, deren Einfluss jedoch bislang nicht verstanden wurde.
Zukunftspotenzial für die Krebsforschung
Das EGFR-Gen ist nur eines von vielen Genen, die mit Krebs in Verbindung stehen. Der Ansatz der ETH Zürich ist nun bereit, auf weitere krebsrelevante Gene angewandt zu werden, um die genetischen Grundlagen von Tumorerkrankungen noch umfassender zu verstehen.
Mit dieser Innovation leistet das Team um Randall Platt einen wichtigen Beitrag zur personalisieren Medizin und zur Entwicklung neuer Therapieansätze. Der Ansatz könnte auch dazu beitragen, Datenbanken mit Mutationsinformationen zu erweitern und so die Krebsdiagnostik und -behandlung weltweit zu verbessern.
Literatur
Belli O, Karava K, Farouni R, Platt RJ: Multimodal scanning of genetic variants with base and prime editing. Nature Biotechnology, 12. November 2024, doi: 10.1038/s41587’024 -02439-1