Ob bei sterilen Arzneimitteln oder innovativen Technologien – Reinräume garantieren die Qualität und Sicherheit, die von der Branche erwartet werden. Doch hinter dieser unverzichtbaren Infrastruktur steckt ein enormer Aufwand. Bau und Betrieb von Reinräumen sind nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch äusserst kosten- und energieintensiv. Wandsysteme, Lüftungssysteme und Klimatisierung treiben die Betriebskosten kontinuierlich in die Höhe.
Wenn Sie über Ihren Reinraum nachdenken: Was ist Ihnen am wichtigsten? Die Antwort ist meist eindeutig. Betriebssicherheit und Prozesssicherheit stehen im Fokus. Ein Ausfall des Reinraumes würde Produktionsausfälle in Millionenhöhe bedeuten – ein Risiko, das niemand eingehen will. Daher ist es wenig verwunderlich, dass nach der Validierung von Reinraumsystemen andere Aspekte zunächst in den Hintergrund rücken. Sobald das Bauprojekt abgeschlossen ist, die Termine eingehalten wurden und das Budget nicht überschritten wurde, atmen alle Beteiligten auf. Energieeffizienz und optimierte Betriebspunkte spielen zu diesem Zeitpunkt kaum eine Rolle. Der Reinraum funktioniert, die Produktion oder Forschung läuft. Doch reicht das aus?
Ein idealer Reinraum geht weit über das blosse Funktionieren hinaus. Stellen Sie sich vor, er würde auf einem optimalen Betriebszustand laufen. Nehmen wir einen Fahrstuhl als Beispiel aus dem Alltag: Wenn er für eine optimale Anzahl an Personen ausgelegt ist, arbeitet er effizient und mit minimalem Energieaufwand. Wird er jedoch unnötig belastet oder leer betrieben, steigen die Energieverluste erheblich. Ähnlich verhält es sich mit Ihrem Reinraum. Jedes unnötig hohe Energielevel oder jede nicht optimal eingestellte Komponente bedeutet zusätzliche Kosten. Lüftungssysteme, Klimatisierung und selbst kleinste Leckagen treiben die Betriebskosten in die Höhe. Tatsächlich sind viele Systeme bei ihrer Inbetriebnahme um 20–30 Prozent überdimensioniert. Das birgt enormes Einsparpotenzial, das bislang in den meisten Betrieben ungenutzt bleibt.
Das Optimierungspotenzial Ihrer Reinräume ist eine greifbare Möglichkeit, Kosten zu senken und gleichzeitig bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Anfang Januar hat der Interessenverband der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz, Interpharma, mehr Investitionen und bessere Rahmenbedingungen am Standort Schweiz gefordert. Diese Forderungen unterstütze ich vollumfänglich, weil sie auf die gesamte Life-Science-Industrie übertragbar sind. Allerdings ist bekannt, dass politische und behördliche Entscheidungen oft Zeit brauchen.
Deshalb ist mein Aufruf an Sie: In Ihren Betrieben ist bereits grosses Potenzial vorhanden, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Reinräume bieten ein enormes Potenzial für nachhaltige Einsparungen. Sie haben es deshalb selbst in der Hand, die Rahmenbedingungen bereits jetzt zu verbessern.
Roman Schläpfer, Präsident des Verbandes SwissCCS
▶ In dieser Rubrik äussern Vertreter aus der Chemie- und Pharma-Branche ihre Meinung zu aktuellen Themen.