Frau Ketterer, welches sind aktuell die grössten Herausforderungen für Ihre Mitglieds-Unternehmen?
Unsere Mitglieder der Pharma- und Life Sciences-Industrie sind bestrebt, schnellstmöglich Lösungen für die Coronakrise zu bieten. Sie arbeiten mit Hochdruck an Medikamenten, Therapien sowie an Testverfahren. Grosse Hoffnungen liegen in der Entwicklung von Impfstoffen. Die Chemieindustrie stellt grosse Mengen an Schutzmasken, Schutzbrillen und Desinfektionsmittel für Spitäler, Apotheken, andere Gesundheitseinrichtungen oder auch die Lebensmittelindustrie bereit. Operativ steht bei unseren Mitgliederunternehmen der Schutz der Mitarbeitenden und die Sicherstellung der Produktion im Vordergrund. Dabei sind offene Grenzen sehr wichtig. Einerseits muss weiterhin gewährleistet sein, dass der Import von Schutzmaterialien nicht behindert wird und die innovativen Produkte unserer Mitglieder schnell exportiert werden können. Der Bundesrat hat hier interveniert, sodass das Problem gelöst werden konnte. Allgemein bestehen in der Logistik noch Herausforderungen, so sind beispielweise Frachtflüge in die USA fast unmöglich und auch die Seefracht ist zum Teil schwierig.
Was läuft in der Krise besonders gut aus Ihrer Sicht, was läuft noch falsch?
Die Staatshilfe des Bundesrates wurde sehr kurzfristig und mit geringem bürokratischem Aufwand geleistet. Das ist ein sehr positives Zeichen an die Wirtschaft. Erfreulicherweise ist unsere Industrie -soweit wir Kenntnis davon haben- bisher nicht auf das Hilfspaket angewiesen. Einige Unternehmen müssen allerdings auf Entschädigung durch Kurzarbeit zurückgreifen. Wichtig ist indes auch, dass nun rasch und konkret ein Ausstieg aus der ausserordentlichen Lage beschlossen wird. Die Auswirkungen der beschlossenen Massnahmen auf die gesamte Wirtschaft sind enorm, weshalb ein geordneter, aber auch zügiger Ausstieg von höchster Priorität ist.
Wie könnten Sie von Geschäftspartnern/der Politik noch besser unterstützt werden?
Wichtig ist, dass der Zahlungsverkehr trotz der grossen Herausforderungen aufrecht erhalten bleibt. Es ist in der Verantwortung eines jeden Unternehmens, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Andernfalls drohen gefährliche Liquiditätsengpässe mit unabsehbaren Folgen. Für unsere forschungsintensive Industrien ist es zudem zentral, dass die Fachkräfte, viele davon Grenzgänger, weiterhin unkompliziert und ohne lange Wartezeiten die Grenzen überschreiten können. Nur so kann die Produktion von überlebenswichtigen Medikamenten und chemischen Produkten des Alltags gewährleistet werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich die Situation nun verbessert – es bleibt zu hoffen, dass die Nachbarstaaten keine weiteren Verschärfungen umsetzen.
Wie glauben Sie, wird die Coronakrise die Branche verändern?
Gerade in der Pharmaindustrie haben sich Partnerschaften weiterentwickelt und intensiviert, diese dürften unseren Mitgliedern sowie den Patientinnen und Patienten auch in Zukunft Nutzen zukommen.
Frau Ketterer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.