Es geht um Medikamente zur Behandlung von schwerwiegenden Krankheiten wie auch um solche der Grundversorgung. Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten, weil ihre Therapien und Heilungschancen durch die Engpässe gefährdet sind.
Ist von der Verfügbarkeit von Medikamenten in der Schweiz die Rede, sind zwei Bereiche gemeint – Innovationen sowie Produkte der Grundversorgung.
Schauen wir zuerst auf die Innovationen im Bereich der Spitzenmedizin beispielsweise bei den Krebsmedikamenten oder seltenen Krankheiten. Dank intensiver Forschung ist es der Pharmaindustrie in den letzten Jahren gelungen, bei schwerwiegenden Krankheiten bahnbrechende Therapieerfolge zu erzielen.
Es ist jedoch zentral, dass Innovationen rasch und unbürokratisch zu den Patientinnen und Patienten gelangen. Der Zugang zu innovativen Therapien darf nicht durch schwerfällige Vergütungsprozesse verschleppt werden. Ziel ist die Aufnahme des Medikamentes auf der Spezialitätenliste und damit der Zugang zur Therapie ab Tag 1 der Swissmedic-Marktzulassung mit Rückvergütungsmodell.
Nebst der hoch innovativen Spitzenmedizin geht es bei der Frage der Verfügbarkeit aber genauso um die vielen etablierten Therapien der Grundversorgung mit einem grossen Nutzen für die breite Bevölkerung. Weil die Rahmenbedingungen aus Politik und Verwaltung in der Schweiz heute ungenügend sind, gibt es bei Medikamenten der Grundversorgung permanent Engpässe.
Der Bund hat die Medikamentenpreise in den letzten Jahren so stark gesenkt, dass die Tagesdosis einzelner Medikamente heute weniger kostet als ein Kaugummi. Unternehmen sind oftmals gezwungen, ihre Produktionen ins ferne Ausland zu verlagern, Anbieter werden aus dem Markt gedrängt. Die Folge – eine Monopolisierung des Angebots mit verheerenden Konsequenzen.
Durch die undifferenzierte Preisgestaltung hierzulande müssen Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer drastische Einschränkungen bei Versorgungssicherheit und -qualität in Kauf nehmen. Investitionen in Weiterentwicklungen von bewährten Therapien werden extrem erschwert, und es kommt zu einer Ausdünnung des Angebots. Es sind aber genau solche innovativen Weiterentwicklungen etablierter Medikamente, die für die breite Bevölkerung einen wichtigen Mehrwert generieren, sei es für die verbesserte Einnahme (z. B. Sirup, Geschmack), die Compliance (z. B. Pflaster, Pen) oder gar die Verhinderung von Arzt- und Spitalbesuchen (Infusion versus Pen zu Hause).
Zur Stärkung des Standortes Schweiz und zur Sicherung der Versorgung muss der Wettbewerb im Sinne von mehr Anbietern und mehr Produkten gefördert werden – ein solcher Qualitätswettbewerb kommt letztendlich allen zugute. Wichtig ist, den Patientinnen und Patienten in der Schweiz Zugang zu einer grösstmöglichen Vielfalt an Therapieoptionen mit Originalen und Nachahmerprodukten zu bieten.
Denn der Nutzen von Medikamenten ist unbestritten – unangenehme Symptome können bekämpft werden, Kranke genesen schneller, einst tödliche Krankheiten können geheilt werden. Der direkte Nutzen ist eine höhere Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung für Patientinnen und Patienten. Aber auch indirekt geht ein grosser Nutzen von den Medikamenten aus. Denn durch den verkürzten Heilungsprozess fallen tiefere Kosten für die Gesellschaft an – weil weniger Pflegeaufwand notwendig ist, Krankenhausaufenthalte verkürzt oder verhindert werden können und eine schnellere Rückkehr an den Arbeitsplatz möglich wird.
Setzen wir deshalb alles daran, die Versorgung der Bevölkerung mit innovativen Medikamenten zu sichern und die Patientengesundheit nachhaltig zu steigern, anstatt sie mit den falschen Weichenstellungen vonseiten Politik und Behörden zu gefährden.
Ernst Niemack, Geschäftsführer vips
Liliane Scherer, Leiterin Kommunikation und Politik vips